Freitag, Mai 13, 2005

Auf der Schokoladenseite

Meine Kollegin Johanna Zugmann hat vor fünf Jahren gemeinsam mit Werner Lanthaler das Konzept der ICH-Aktie geschaffen und in einem Buch veröffentlicht. Dementsprechend sollen sich karrierebewusste Mitarbeiter als ICH-Entrepreneure verstehen und sich selbst und den eigenen Erfolg zum Gegenstand ihrer "Unternehmenspolitik" machen - ein ähnlicher Ansatz, wie ihn Werner Beutelmeyer und ich für die Markenpolitik beim personal branding vorschlagen.
Als Chefin der Karriere-Lounge der Zeitung Die Presse stellt Johanna Zugmann immer wieder Menschen vor, die außergewöhnliches Profil entwickeln, also starke Marken geworden sind. Diese Woche ist es der sympathische Chef der steirischen Schokoladenmanufaktur Zotter, Sepp Zotter, der von Iris Mostegel portraitiert wird: "Den elterlichen Bauernhof im oststeirischen Riegersburg baute er um und dort, wo einst der Kuhstall stand, produziert der 44-Jährige heute Schokolade... Wäre Zotters Erfolg nicht schwarz auf weiß belegbar, würden die Zweifler von einst wohl auch heute noch ungläubig den Kopf schütteln. Denn der Mann mit dem ungewöhnlichen Gespür für Zeitgeist macht aus Prinzip - mit Passion! - immer alles anders als die anderen."
Ich selber habe von Zotter erstmals gehört, als mir Franz Floss, immerhin einer der führenden Konsumentenschützer in Österreich vor Jahren eine Tafel Zotter-Schokolade schenkte. Das muss man erst einmal schaffen: Einen Konsumentenschützer als Herold für die eigene Marke zu gewinnen. Herr Zotter verlässt sich gerne auf die eigene Intuition, was gut passt, wenn man sich und seiner persönlichen Marke treu bleiben will - und Zotter ist dabei gut gefahren: "Kein Consultant, keine PR-Agentur - "wenn Sie zehn Leute fragen, wird Ihnen jeder etwas anderes sagen und Sie sind genauso klug wie vorher. Lieber vertraue ich meiner inneren Stimme." Das Werbebudget beträgt, wen wundert's, null Euro. Das Wichtigste ist die Qualität, erklärt Zotter. "Der Rest ist Mundpropaganda.""